Werksbesichtigung Bochumer Opelwerk

Besichtigung des Opelwerkes in Bochum

Im Rahmen einer Fachexkursion besichtigten 35 Mitglieder des Fachforums am 03. März 2011 das Opelwerk in Bochum. In einem einführenden Vortrag wurde zunächst über die Geschichte des Opelwerkes, die Produktionsabläufe und die Leistungsfähigkeit des Werkes informiert.

Geschichte des Opelwerkes

Bereits 1959, als sich das Ende des Kohlebergbaus an der Ruhr abzeichnete, verhandelte die Stadt Bochum mit General Motors (GM) zwecks Ansiedlung eines Automobilwerkes, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. Die Adam Opel AG, einst als Nähmaschinenfabrik in Rüsselsheim gegründet, seit 1898 Autohersteller, ist seit 1929 im Besitz von General Motors, USA. Zu den deutschen Opel-Werken zählen Rüsselsheim (Stammwerk), sowie die Werke Bochum, Eisenach und Kaiserslautern. In Rüsselsheim ist der Sitz des internationalen Entwicklungszentrums, in dem heute rund 7000 Fachleute an den neuesten Entwicklungen arbeiten.

In Bochum wurde 1960, unmittelbar nach Abschluss des Vertrages zwischen GM und der Stadt Bochum, auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Dannenbaum mit dem Bau des Automobilwerkes begonnen. Bereits am 10.10.1962 war das Werk fertiggestellt und der erste Opel Kadett lief vom Band. Es folgten ab 1965 Kadett B, ab 1970 Ascona und Manta und eine Reihe anderer Fahrzeugtypen, die teilweise Kultstatus erlangten. Ab dem Jahre 1962 wurden im Bochumer Opelwerk-2 Motoren, Achsen und Getriebe gefertigt. Mit der Fertigstellung des Teile- und Zubehörlagers im Jahre 1966 wurde der Bochumer Opel Standort komplettiert. Heute arbeiten 4600 Mitarbeiter bei Opel in Bochum. Opel ist damit für die Stadt der größte Arbeitgeber.

Rundgang durch das Werk

Der Rundgang führte durch die Fertigungsbereiche Presswerk, Rohbau, Fertig – und Endmontage. Ein Großteil der Teile für die Rohbaufertigung wird im eigenen modernen Presswerk hergestellt. Die Bleche, für die Herstellung der Karosserie sind 0,7 – 1,2 mm dick und werden in verzinkter Qualität angeliefert. Dadurch ist die Karosserie korrosionsresistent und Adam Opel AG übernimmt eine „lebenslange Garantie“. Alle Teile, die gepresst werden, sind bereits bestellt; es werden also keine Teile „auf Vorrat“ gefertigt.

Die Presswerkzeuge werden in der eigenen Werkzeugmacherei von hoch qualifizierten Facharbeitern zum Teil hergestellt und gewartet. Die Pressen sind mit hohen Investitionssummen verbunden und müssen daher „rund um die Uhr“ eingesetzt werden. Bei Umstellung des zu fertigenden Teils (z. B. von Seitenteil Astra auf Seitenteil Zafira) erfolgt der Werkzeugwechsel innerhalb kürzester Zeit. Dieser Wechsel erfolgt weitgehend automatisch in einem Zeitraum von 15 Minuten oder weniger, je nach Größe des Presswerkzeugs.

Auch der Zusammenbau der Seitenwände, Bodenwannen und des Daches erfolgt, wie heute im Automobilbau üblich, automatisch und ausschließlich durch Schweißroboter. Diese sind heute so weit entwickelt, dass sie weitgehend wartungsfrei arbeiten. Bei der Verbindungstechnik werden neben der Punktschweißung auch Klebeverbindungen eingesetzt, z. B. bei der Verbindung der Dachspriegel. Diese erfüllen die gleichen bzw. teilweise noch bessere Festigkeitsstandards als die Punktschweißverbindungen. Die fertigen Karosserien werden automatisch im Tauchverfahren gereinigt und mit modernsten Sprühtechniken lackiert, wobei Opel bereits seit 1987 umweltfreundliche „Wasserlösliche Lacke“ einsetzt.

Opel Bochum fertigt die Autos am Fließband in der Ausführung „wie bestellt“, das bedeutet, dass die elektronisch gesteuerte Teilezuführung an die Montagebänder so erfolgen muss, wie die Ausstattung des jeweiligen Autos, entsprechend der Bestellung, es verlangt. In der Endmontage wechseln die Gruppenmitglieder jeweils nach 1½ Stunden ihre Position am Fließband. Dadurch wird für den einzelnen Mitarbeiter die Arbeit abwechslungsreicher. Aus diesem Grunde beherrschen alle Gruppenmitglieder in ihrem Montageabschnitt alle Arbeiten.

Die Gruppen bestehen aus 5 oder 6 Mitarbeitern. Eine besondere Herausforderung stellt der moderne Automobilbau an die Logistik. Die Zulieferteile müssen zeitgenau und zuverlässig im Werk eintreffen. Alle angelieferten Teile haben nur eine kurze Verweildauer im Werk. Von der Einlagerung im Zwischenlager, bis sie im Auto eingebaut wieder die Halle verlassen, vergehen nur wenige Tage oder Stunden. Allein aus NRW stammen 120 Lieferanten. Insgesamt werden Teile aus 41 Ländern eingebaut.

Heute werden in Bochum der Opel Astra Classic und der Opel Zafira gefertigt. Noch in diesem Jahr wird in Bochum zusätzlich der neue Zafira vom Band laufen. Dieses Fahrzeug wird eine Vielzahl an Innovationen bieten. Damit beginnt für das Bochumer Opelwerk ein neuer Abschnitt in der langjährigen Automobilbautradition.